Zum Inhalt springen

Ein Tag im Lockdown eines hidden shakespeare

Heute: Kirsten Sprick

7.30 Teeduft zieht mir in die Nase. Ich schlaf‘ doch noch…aber da gibt es kein Pardon- der Tee ist fertig, die Erde hat angefangen zu drehen. Der beste Ehemann von allen, rüttelt sanft an meiner Schulter.

7.35 Plingggg. 

Mein Handy ist das nicht! 

Ah, online-Schach, der Herr Noodt macht einen Zug (ihr erinnert euch, der mit dem Brote schmieren). Hoffe die Stimmung bleibt gut. Ohne die Augen offen zu haben, bekomme ich ein Update über Pferde, Türme und ob ich nicht auch einmal… 

NEIN, mein Herz schlägt für das Buchstaben Battle und das läuft nur Abends im Fernsehen.

7.45 So Fitness, echt jetzt- ich schaue aus dem Fenster, die Blätter sind da. Elstern bauen ein architektonisches Meisterwerk. Tinyhouse is nix dagegen.

8.00 Was zuerst? Yoga, Tanzen, Bad putzen, 2.Tasse Tee und im Internetcomputer die News der Welt lesen…

9.00. Nein, Gott sei Dank, gibt es eine Reise nach Österreich in die ImprovisationsTurnhalle.
Überhaupt online bin ich mehrmals um die Welt gereist. Das ist wirklich eine große Freude in dieser Zeit.
Morgens: Österreich 15 Min. Improvisation, Mittags: England Objekt Theater, danach Berlin: Probe für Weber & Mauer, ein Project von dem ich noch nicht weiß wohin es gehen wird, aber es beinhaltet 2 Gitarren und einen tollen Lehrer, der mich lobt.
Abends bin ich in New York bei Meredith Monk virtuell zu Hause, Performance Art. Wunderbare Menschen geben ihre Kunst online weiter und laden mich in ihre Studios ein. Ich bin einfach nur dankbar.

9.15 Jetzt ist es eigentlich zu spät für Yoga.

10.00 Radtour zu Planten & Blohmen. Schauen was dort die Blätter machen. Mist, Radfahren verboten im Park.

12.00 To Do Liste anschauen und ein paar Dinge zur JETZT Spalte hinzufügen.

12.05 Brotbacken lernen wäre schön. Es läuft unrund.

13.00 Wo gibt es denn eigentlich eine Take Away Möglichkeit? Auf dem Markt werde ich fündig, Schnupfnudeln mit Sauerkraut.
Ich berausche mich an meiner eigenen Wortakrobatik, 3x hintereinander Schnupfnudeln zu sagen, ohne das Gesicht dabei zu verziehen. 

14.00 Besuch der Kohlmeise. Sie sucht und findet ein Heim bei mir für ihre Familie. Ich schau´ ihr beim Flug zu, sitze und lausche – was für ein Konzert sich entspinnt, dazu mischen sich Hafengeräusche und Kindergeschrei, unten im Haus ist ein Trampolin eingezogen, auf und ab.. auf …ab…auf …ab …a …Tom Cruise seilt sich von meinem Hausgiebel ab, um zwei Millimeter über dem Boden vor den Meisen halt zumachen und vorsichtig einen Rakentensprengkopf aus dem Nest zu ziehen der dort versteckt war. Im freien Flug springt er über die Balkonwand nur mit einer Brottüte am Band hinter sich, die sich aufbläht und seine Landung neben dem Trampolin abdämpft.
Über dem Kopf knattern jetzt Hubschrauber und nehmen die Verfolgung auf, ich spanne Pfeil und Bogen und hole einen runter, er landet im Geäst der Kastanie. Ein Buntspecht übernimmt die Verfolgung, St. Pauli Kirchenglocken läuten laut und Tom Cruise flucht leise, weil er die Kombination nicht weiß, um aus unserem Hinterhof wieder rauszukommen…

14.02 Kaffee?

14.03 Tom ?

14.04 Bitte?

14.05 Ich schwinge mich hinter Tom her.
Die Hinterhoftür öffnet sich gerade im richtigen Moment. Ich rutsche jetzt auch an unserer Hauswand runter, neben mir plötzlich meine Lateinlehrerin Frau Dr. D..
“Horti horto hortum, Cornelia in hortus est”, raune ich ihr zu und der Geheimgang neben der Hoftür öffnet sich- Idris Elba wartet mit dem Luftkissenboot und durch einen unterirdischen Stollen fliegen wir an Harry vorbei, Potter, nicht dem Royalen der in LA wohnt.
Abraxis virulent – werden wir es raus schaffen, bevor London die Tore schließt, Liverpool die Tore schießt… eine Meise stopft mir einen Wurm in den Mund, es ist zu spät ich raune noch leise “Schnupfnudel” dann geht mir der Sauerstoff aus…

14.07 Kaffee??

18.00 Abends kommt Besuch und ich kredenze die Schnupfnudeln mit Sauerkraut. 

Ich: „Das habe ich schnell mal so zusammengeworfen”.
Es gibt Komplimente für meine Kochkunst.

…. was stimmt nur an diesen Sätzen nicht?

19.30 Endlich Feierabend, endlich Buchstaben Battle.
Der beste Ehemann von allen setzt Kopfhörer auf, ich schreie die Antworten wild durch den Raum…Zebra …Hallo, Zebra!..
Niemand hört mich im Fernseher, es ist sinnlos.

Pling,..vielleicht doch Schach?  Rsrsrsrsrsrsrsrsr… Erde, Houston.

Startseite » Ein Tag im… Kirsten Sprick

Ein Tag im… Kirsten Sprick